Kreativ brauen: Rezept für Orange Summer Ale

Als Hobbybrauer kann man Massentauglichkeit, Absatzzahlen und dem Reinheitsgebot trotzen und seiner Kreativität bei der Zutatenwahl freien Lauf lassen. In unserer Serie “Kreativ brauen” erklären wir Schritt für Schritt, wie man z.B. mit Kaffee, Kräutern, Früchten & co. außergewöhnliche Biere braut. Je nach Zutat geht man dabei unterschiedlich vor. In diesem Teil kommt Orangenschale zum Einsatz und wir brauen ein herrlich duftendes “Orange Summer Ale”!

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Ein kleiner Hinweis vorweg

Dieser Artikel richtet sich eher an fortgeschrittene Brauerinnern und Brauer, die schon etwas Erfahrung mit unserer → Braubox oder unserem → 20-Liter-Brauset gesammelt haben.

Was bewirkt Orangenschale im Bier?

Bier mit eingebrauter Orangenschale, was soll das? Nun, einerseits bringt Orangenschale natürlich genau das ins Bier, was man als erstes vermutet: Orangenaromen. Diese harmonieren zum Beispiel toll mit sommerlichen Bierstilen, z.B. Weizenbieren, Summer Ales oder Pale Ales. Diese Bierstile bringen meist von sich aus schon fruchtige Aromen mit sich, die Orangenschale ist dann quasi das i-Tüpfelchen in der Nase. Einen spannenden Twist kann Orangenschale auch in dunkle Weihnachtsbiere bringen, z.B. in Stouts. 

Orangenschale beeinflusst das Aroma im Bier, nicht aber die Farbe, Säure oder Bitterkeit (wenn man sie richtig verwendet, siehe unten).

Wie und wann kommt Orangenschale im Brauprozess zum Einsatz?

Da gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten: Für Ungeduldige wird die Orangenschale am Ende des Hopfenkochens hinzugegeben. Entweder kurz vor dem Kochende (etwa 5 Minuten vorher), oder direkt zum Kochende. Die Orangenschale wird dann nach dem Herunterkühlen der Würze und vor dem Befüllen der Gärflasche wieder aus dem Topf gefischt. So steht es auch in der → Brauanleitung unseres Witbieres, das ebenfalls mit Orangenschale eingebraut wird. Der Nachteil: Durch die kochend heiße Würze geben die Orangenschale zwar schnell Aroma ab, das Bier kann aber auch bitterer werden.

Deswegen bietet sich für Geduldige (und Fingerfertige) die zweite Möglichkeit des “Stopfens” an. Was bedeutet stopfen? Einen → Artikel zum Thema Hopfenstopfen findest Du bereits in unserem Blog. Wenn Du den Artikel schon gelesen oder sogar schon einmal Hopfen mit der Braubox Hopfen gestopft hast, kannst Du diesen Absatz getrost überspringen. Für alle anderen gibt es hier einen Crashkurs in Sachen Hopfenstopfen: Die Idee des Hopfenstopfens ist, das Hopfenaroma im Bier zu intensivieren. Während sich das Hopfenkochen hervorragend eignet, um die Bitterstoffe aus dem Hopfen zu extrahieren, ist es eher ungeeignet, um intensive Hopfenaromen ins Bier zu bekommen – denn die volatilen Aroma-Öle verflüchtigen sich während des Kochvorgangs. Beim Hopfenstopfen bleiben sie allerdings erhalten – denn die Zugabe des Hopfens findet meist erst nach der Gärung statt, in einem Lagertank und bei niedrigen Temperaturen. Man kann das Ganze mit einem Teebeutel vergleichen: Dem Bier wird, nachdem es fertig vergoren wurde, Hopfen hinzugefügt. Dieser verbleibt dann für einige Zeit im Bier und „zieht durch“. So werden die spezifischen Hopfenaromen an das Bier abgegeben, nicht aber die Bitterstoffe (diese lösen sich erst bei hohen Temperaturen über 80 °C aus dem Hopfen).

Stopfen von fertig vergorenem Bier funktioniert aber nicht nur mit Hopfen, sondern auch mit Orangenschale oder anderen Früchten.

Die Anleitung hierfür stammt aus unserem Brau-Rezept-Buch → Der Ultimative Brau-Guide. Es enthält auch diverse Rezepte für hopfengetopftes Bier zum Nachbrauen!

Die beste Methode zum Stopfen Deines Bieres mit Orangenschale ist es, die Schale in das bereits vergorene Jungbier zu geben und danach wieder zu entnehmen. Hilfreich sind hier wiederverwendbare Vlies-Teebeutel mit Zugband, die man vielleicht sogar im Küchenschrank hat. Mehr dazu im Rezept weiter unten.

Rezept “Orange Summer Ale” mit der Braubox brauen

Das benötigst Du:

  • Eine Braubox der Sorte „Summer Ale“: → Im Shop ansehen
  • Falls Du schon eine Braubox besitzt, bekommst Du ein Nachfüllpaket “Summer Ale”: → Im Shop ansehen
  • Einen großen Kochtopf (mind. 8 Liter Volumen)
  • Einen zweiten großen Kochtopf oder hitzebeständigen Eimer zum Läutern
  • Ein großes grobmaschiges Küchensieb (→ Im Shop ansehen)
  • Einen Messbecher (→ Im Shop ansehen)
  • Einen Kochlöffel (→ Im Shop ansehen)
  • Einen Trichter (→ Im Shop ansehen)
  • Einen kleineren Behälter für die Reinigungsflüssigkeit
  • Eine grammgenaue Küchenwaage
  • 12 leere Bügelflaschen à 0,33l oder 8 Flaschen à 0,5l (→ Im Shop ansehen)
  • 1 große Bio-Orange
  • 3 Vlies-Teebeutel (→ Auf Amazon ansehen)
  • Einige kleine Murmeln
  • Etwas Schnur (z.B. Bratenschnur)
  • Haushaltszucker
  • Leitungswasser

Das Summer Ale braust Du exakt so, wie es in der mitgelieferten → Brauanleitung der Braubox beschrieben wird.

Das Bier wird anschließend ganz normal in der Gärflasche vergoren. Nach der abgeschlossenen Gärung schälst Du die Orange. Dabei sollte die Schale ohne den weißen Teil auf der Innenseite der Frucht abgeschält werden, denn dieser ist sehr bitter.

Die Schale verteilst Du auf drei (vorher abgekochte) Vlies-Beutel. Die Beutelchen nicht mit zu viel Schale befüllen, damit man sie nach dem Stopfen wieder aus der Gärflasche bekommt. Damit die Beutel mit der Schale nicht an der Oberfläche schwimmen, legt man ein paar Murmeln mit in den Beutel, um sie zu beschweren. Die Beutel dann mit einer Schnur verschließen und für 3 – 4 Tage in das Jungbier absenken. Anschließend sehr vorsichtig an der Schnur wieder entnehmen, damit der Bodensatz nicht aufgewirbelt wird und der Beutel nicht reißt. Unsere Empfehlung: Am besten vor dem Stopfen auch noch den Hefe-Bodensatz entfernen, damit die Vlies-Beutel nicht in ihm versenkt werden. So wird auch beim Herausziehen der Beutel nicht allzu viel Hefe aufgewirbelt. Das ist ein Extra-Arbeitsschritt, aber der lohnt sich im Hinblick auf den späteren Geschmack des Bieres.

Dafür zunächst das Jungbier mit Hilfe des Schlauchs und der Abfüllpumpe in einen zweiten, gut desinfizierten Behälter, zum Beispiel einen Eimer, abpumpen. Fürs Säubern kommt hier wieder die Reinigungsflüssigkeit beziehungsweise kochend heißes Wasser zum Einsatz. Dabei die Flüssigkeit ganz vorsichtig mit der Abfüllpumpe von der Hefe abziehen. Anschließend die Gärflasche gründlich säubern und desinfizieren. Nun die Vlies-Beutel samt Orangenschale und Murmeln an der Schnur in die Gärflasche geben und das Jungbier wieder in die Flasche zurückpumpen. Stopfen und Spund auf die Flasche, dann heißt es: abwarten! Nach 3 – 4 Tagen den Hopfenbeutel aus der Gärflasche ziehen und das Bier auf die Flaschen verteilen. Anschließend das Bier 3 Wochen reifen lassen, kalt stellen und genießen. Prost!

Der weiße Teil unter der Orangenschale wird nicht mit abgeschält

Murmeln in den Vliesbeuteln sorgen dafür, dass die Beutel im Jungbier absinken

Die Vliesbeutel werden in die Gärflasche gehängt 

Anschließend wird das Junbier auf die Beutel geschlaucht

Kennst Du schon unseren anderen Beitrag zum Thema: “Brauen mit Himbeeren”?

Hier erklären wir Dir Schritt für Schritt, wie Du ein fruchtig-säuerliches und knallrotes Himbeerbier braust:

 

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