Wie Jean Pütz das Hobbybrauen legal machte

Bild aus „Der Ultimative Brau-Guide“. Illustration von Ole Schleef

Im Jahr 1982 leitete der TV-Moderator Jean Pütz seiner Sendung „Hobbythek“ im WDR die Geburtsstunde des Heim- und Hobbybrauens in Deutschland ein. Töpfe, eine Stoffwindel und ein Stuhl – mit dieser Ausrüstung erklärte er 1982 in den Zuschauern das Brauen zuhause. Möglich machte diese Ausstrahlung das Bundesfinanzministerium, das damals über seinen eigenen Schatten gesprungen ist.

📔 Dies ist ein Ausschnitt aus unserem Buch „Der Ultimative Brau-Guide“. Dir gefällt der Inhalt? Für schlappe 16,99 € ist es im gut gehopften Buchhandel oder in unserem Online-Shop erhältlich!

So zumindest leitete der Moderator die Folge ein. Tatsächlich aber hatte er selbst den Beamten zu diesem Sprung verholfen, wie er uns im Interview erklärt. Begeistert waren sie nämlich nicht von der Aussicht auf eine wachsende Hobbybrauer-Gemeinde. Um nicht zu sagen: Sie versuchten die Sendung zu verhindern und pochten auf die Bierverordnung. Wer Bier brauen möchte, muss ein Gewerbe anmelden. Punkt. „Aber ich hab mir nie sagen lassen, das geht nicht“, betont Pütz.

Und so pochte er wiederum auf die Pressefreiheit, nach der er im Fernsehen erklären konnte, was er wollte. Aber viel wirkungsvoller: Beim Besuch im Ministerium in Bonn machte er den Beamten klar: „Dann zeig ich den Zuschauern das und dann melden die eben ein Gewerbe an. Dann ist bei euch aber alles lahmgelegt.“ Und so wurden nach langen Verhandlungen und dem Ausblick auf unzählige Stapel von Anträgen die Regelungen letztendlich aufgeweicht und die Bagatellverordnung ausgehandelt. Deutsche Heimbraugeschichte war geschrieben. Ab diesem Zeitpunkt durfte man zuhause monatlich bis zu 25 Liter Bier brauen. „Pro Familienmitglied“, wie Pütz mit einem Augenzwinkern anmerkt.

Gebraut hatte er selbst vorher noch nie. Die theoretischen Grundlagen für die Hobbythek-Folge lernte der Moderator von seinem Vater. Denn was kaum jemand weiß: Jean Pütz trägt Brauer-DNA in sich. Sein Vater war gelernter Schneider, wurde aber nach dem frühen Tod der Eltern von einem verwandten Brauunternehmer-Paar aufgenommen. Er erlernte das Brauhandwerk und übernahm in der Brauerei „Em rude Bräues“ in der Kölner Altstadt die Braukessel. Mit dem Wissen des Vaters und dessen Unterstützung im Hintergrund bereitete Jean Pütz die Sendung schließlich vor. Außerdem tüftelte er gemeinsam mit der Redaktion eine improvisierte Küchenbrauerei aus. Zum Läutern etwa wurde ein Stuhl umgedreht, über dessen Beine eine Stoffwindel gespannt. Dann wurde aufgezeichnet und gebraut – ein Kölsch und ein Pils.

Die Hobbythek-Folge kann man sich übrigens auf Youtube ansehen:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am Blog. Setzte ein Lesezeichen permalink.