Auf den Sorten-Etiketten unserer Brauboxen, 20-Liter-Brausets und Nachfüllpakete ist zwar ein ungefährer Alkoholgehalt des fertigen Bieres angegeben, aber dieser kann etwas variieren – z.B. wenn mehr Wasser als geplant beim Hopfenkochen verdampft ist. Hier erklären wir Dir, wie Du den Alkoholgehalt in Deinem Bier genau berechnest.
Benötigtes Equipment für die Messungen
Wenn Du Besitzer einer unserer Brauboxen bist, benötigst Du als zusätzliches Equipment eine Bierwürzespindel mit einem Messbereich von 0-20 Gewichts-% (°Plato), sowie einen Messzylinder, in den Dein Bier zur Messung gegeben wird. Denn Du Besitzer eines unserer 20-Liter-Brausets bist, benötigst Du nichts weiter. Du hast bereits alles was Du benötigst 👍
Als Hobbybrauer misst man nie den direkten Alkoholgehalt des Bieres, denn es gibt für diesen Zweck keine handlichen und vor allem preisgünstigen Geräte. Wer nicht gerade mit dem Braumeister einer benachbarten Brauerei befreundet ist, wirst Du einen kleinen Umweg bei der Berechnung gehen müssen. Dieser ist aber nicht allzu umständlich.
Die Werte, die Du zum Bestimmen des Alkoholgehalts in Deinem fertigen Bier benötigst, sind Stammwürze und Restextrakt. Der Stammwürzegehalt bezeichnet – vereinfacht gesagt – den Zuckergehalt Deines Bieres vor der Gärung, Restextrakt den Zuckergehalt nach der Gärung. Anhand der Differenz beider Werte kann man berechnen, wie viel Zucker die Hefe während der Gärung in Alkohol umgewandelt hat.
Du willst mehr zum Thema Stammwürze und Restextrakt erfahren? Hier findest Du einen tollen Beitrag auf hopfenhelden.de.
Schritt 1: Messung des Stammwürzegehalts VOR der Gärung
Die erste Messung findet am Ende Deines Brautages statt, nachdem die Bierwürze heruntergekühlt wurde und kurz bevor Du die Hefe in die Gärflasche Deiner Braubox – oder den Gäreimer Deines 20-Liter-Brausets – gibst:
- Sterilisiere die Würzespindel, den Messzylinder und das Stabthermometer in frisch angesetzter Reinigungsflüssigkeit (das Stabthermometer und Reinigungspulver findest Du in Deiner Braubox oder Deinem 20-Liter-Brauset).
- Stecke den zweiteiligen Messzylinder zusammen und füll ihn mit Bierwürze. Lass etwa zwei Finger breit Platz im Zylinder, damit nichts überschwappt wenn Du im übernächsten Schritt die Würzespindel in die Bierwürze gleiten lässt
-
Lass das Themometer (noch nicht die Würzespindel) in den Messzylinder gleiten und miss die Würzetemperatur. Das machst Du, weil die Würzespindel auf eine Messtemperatur von 20 °C geeicht ist. Die Würze sollte also genau diese Temperatur haben. Falls nicht: Stell den Zylinder in kaltes oder warmes Wasser, um die Temperatur zu korrigieren (vor dem Messen dann kurz die Würze mit dem Thermometer umrühren, um eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Zylinder zu gewährleisten). Ungeduldige Brauer können den Temperaturunterschied auch mit in die spätere Berechnung einfließen lassen, in diesem Fall notier Dir einfach die gemessene Temperatur der Würze.
-
Zieh das Thermometer wieder aus dem Zylinder und lass nun die Würzespindel hineingleiten. Die Spindel sollte nun in Deiner Bierwürze “schweben”, ohne den Zylinderboden zu berühren. Sobald sich die Spindel nicht mehr bewegt, kannst Du den Stammwürzegehalt Deiner Bierwürze ablesen, und zwar dort, wo die Oberfläche der Bierwürze die Skala der Würzespindel umschließt. Gemessen wird die Stammwürze in “Grad Plato”, benannt nach dem deutschen Chemiker Fritz Plato. Notier den Wert möglichst auf eine Nachkommastelle genau (z.B. 12,9 °Plato).
Gratuliere, der erste Schritt ist getan. Bereite nun Deine Bier für die Gärung vor und fahre wie gewohnt fort.
Schritt 2: Messung des Stammwürzegehalts NACH der Gärung
Die zweite Messung findet am Abfülltag statt. Dein Bier ist nun vergoren und wird “Jungbier” genannt, weil es noch keine Kohlensäure enthält und noch keine Flaschenreifung stattgefunden hat. Anhand einer Probe Deines Jungbieres nimmst Du nun die zweite Messung des Stammwürzegehalts vor.
- Sterilisier wieder die Würzespindel, den Messzylinder und das Stabthermometer in frisch angesetzter Reinigungsflüssigkeit.
- Zapf eine Probe Deines Jungbieres in den Messzylinder: Wenn Du eine Braubox besitzt, anhand der Abfüllpumpe samt Schlauch und Schlauchklemme (vorher ebenfalls sterilisieren!), wenn Du ein 20-Liter-Brauset besitzt, anhand des Zapfhahns am Gäreimer.
- Miss die Temperatur des Bieres im Messzylinder. Diese sollte wieder 20 °C betragen, falls nicht: Korrigiere die Temperatur wie oben beschrieben oder notiere die tatsächliche Temperatur.
- Zieh das Thermometer wieder aus dem Zylinder und lass nun die Würzespindel hineingleiten. Sobald sich die Spindel nicht mehr bewegt, kannst Du den Stammwürzegehalt Deines Jungbieres ablesen und notieren. Dieser sollte nun deutlich niedriger als der erste Wert sein, denn es befindet sich nun weniger Zucker im Bier. Den meisten Zucker hat die Hefe während der Gärung nämlich zu Alkohol vergoren.
Gratuliere! Der zweite Schritt ist ebenfalls erledigt. Bereite nun Deine Jungbier für die Flaschenabfüllung vor und fahre wie gewohnt fort.
Schritt 3: Die Berechnung des Alkoholgehalts
Du kannst Dich entspannt zurücklehnen, denn für diesen Schritt ist keine körperliche Arbeit mehr nötig. Alles, was Du noch tun musst, ist die Website fabier.de/biercalcs zu öffnen und Deine Werte in die richtige Tabelle einzutragen.
- Wenn Du den Stammwürzegehalt beide Male bei exakt 20 °C gemessen hast, kannst Du zum nächsten Schritt übergehen. Falls nicht, musst Du vorher den korrigierten Stammwürzegehalt errechnen. Dies tust Du auf fabier.de/biercalcs im Bereich “Korrektur der gemessenen Stammwürze abhängig von der Messtemperatur”. Gib dort Deine gemessenen Werte ein und Du erhältst den korrigierten Stammwürzegehalt.
- Nun benötigen wir den Abschnitt “Alkoholgehalt des endvergorenen Bieres” auf der Website. Trage hier Deine beiden gemessenen Werte ein und zack! – in der Zeile “Alkoholgehalt:” wird der Alkoholgehalt Deines fertig vergorenen Bieres in Volumenprozent angezeigt.
Du hast es geschafft! Nun noch eine Sache: Du wirst vermutlich vor allem bei einem Deiner ersten Brauversuche nicht exakt auf den Alkoholgehalt kommen, der auf dem Sorten-Etikett Deiner Brauzutaten angegeben ist. Du kannst beim nächsten Brautag aber durchaus eine Erhöhung oder Verringerung des Alkoholgehalts vornehmen: Möchtest Du, dass Dein fertiges Bier weniger Alkohol hat, erhöhst Du den Wasseranteil in Deinem Bier. Das machst Du z.B., in dem Du mit mehr Leitungswasser einmaischt oder vor der Gärung etwas Leitungswasser mit in die Gärflasche gibst. Soll Dein Bier mehr Alkohol haben, verringerst Du den Wassergehalt in Deinem Bier. Das machst Du, in dem Du z.B. mit weniger Leitungswasser einmaischt oder bei höherer Hitze den Hopfen kochst, so dass mehr Wasser verdampft.